Menschenrechte und Arbeitsbedingungen: Was bleibt von dieser Fussballweltmeisterschaft ausser Sport?
Gemeinsam mit Ägypten und Griechenland will sich Saudi-Arabien um die Austragung der Weltmeisterschaft bewerben. Und dass auch eine mögliche WM in Saudi-Arabien im Winter stattfinden würde. Das ist etwas, das nur eine WM erreichen kann.» Man müsse die WM deshalb auch weiterhin in neuen Ländern organisieren. Zudem wurde die One-Love-Binde von der FIFA kategorisch verboten. Die Menschenrechtsorganisation hat die Zahl dabei von den katarischen Behörden selbst – sie bezieht sich auf alle Ausländer, die zwischen 2011 und 2020 in Katar starben. «Es war eine faire WM, alle haben die Ruhe bewahrt», sagt der gebürtige Walliser an einer Medienkonferenz. Oktober 2022, bei der Anhörung des Europarats zu den Arbeitsrechten in Katar, erklärte der stellvertretende FIFA-Generalsekretär Alasdair Bell, dass man Entschädigung für verletzte Arbeiter oder Hinterbliebene «auf jeden Fall vorantreiben» wolle. Noch vor dem WM-Ende hat der Wüstenstaat mit den ersten Abbauarbeiten begonnen. Seit Juni hat die FIFA in einer Reihe von Mitteilungen bekannt gegeben, dass sie Wege finden wolle, um Wanderarbeiter zu entschädigen. Die erschreckende Zahl von 15'000 für die FIFA geopferten Arbeitsmigranten geisterte im Vorfeld des Grossevents durch die Medien. [die verantwortlichen Behörden](https://web.archive.org/web/20220409013834/https://www.qatar2022.qa/sites/default/files/Workers-Welfare-Progress-Report-dec-2019-EN.pdf) bestanden lange darauf, dass nur drei Menschen als direkte Folge ihrer Arbeit auf WM-Baustellen gestorben sind – zwei Nepalesen und ein Brite. Oder der Bedingungen für ausländische Arbeiter, welche die Stadien aus dem Boden stampften.
Mit der WM hat Katar sich unvergesslich gemacht. Viel verändert hat sie allerdings nicht in dem Land selbst, aber für ganz Arabien.
Die WM endet ohne eine Verpflichtung der FIFA oder Katars, Missbräuche auf Baustellen zu beseitigen und Todesfälle aufzuklären, bilanziert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Noch haben sich die kulturell recht konservativen Einwohner durch den Kontakt mit Besuchern spürbar gewandelt. Ob Katar sich denn durch die WM verändern werde? Vor kurzem war Doha mit Riad noch verfeindet, Saudi-Arabien für die jahrelange Land-, See- und Luft-Blockade Katars verantwortlich. Das Auge genießt die Glanzkulissen, die Eleganz der Skyline, den zur Schau gestellten Reichtum. Mit der WM hat die kleine Halbinsel sich unvergesslich gemacht.
Getty Images Fifa-Präsident Gianni Infantino, der Emir von Katar Tamim bin Hamad Al Thani und Frankreich-Präsident Emmanuel Macron. Die Katar-WM wurde von ...
„Was wir tun könnten, um die Gesetzgebung zu ändern, um die Gesundheit und Situation der Arbeiter zu schützen, das haben wir getan“, sagte Infantino. „Die Politisierung, die im Fußball stattfindet, wird immer extremer und größer. Es gehe darum, die WM und die dadurch gewonnene Aufmerksamkeit zu nutzen, „um das Leben von Menschen zum Positiven zu verändern“. Die beiden kennen sich doch." Und was bleibt? Die Sache ist nur: Kaili wurde mittlerweile abgesetzt, weil sie unter dem Verdacht steht, von Katar korrumpiert worden zu sein. [Lionel Messi](https://www.focus.de/personen/lionel-messi/) und seinem fünften Versuch, endlich Weltmeister zu werden. So wie Infantino sehen und vertreten das viele Menschen. Ein „Erbe der Ausbeutung und Schande“ befürchtet Rothna Begum von Human Rights Watch deshalb. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, sagte: Die ausländischen Arbeiter seien die großen Verlierer des Finales. Und diese Bilder haben es zumindest in der zweiten Turnierhälfte geschafft, dass die Kritik an den Verhältnissen [in Katar](https://www.focus.de/orte/katar/) immer mehr überlagert wurde. Mehr als die Hälfte von ihnen trug ein Argentinien-Trikot.
Nie wurden die Fans so mit Werte-PR belästigt wie bei der WM in Katar. Zum Glück ließ Emiliano Martínez nach dem Finale dem inneren Bolzplatz-Proleten ...
Die WM in Katar ist vorbei und damit wird auch der Fokus auf den Golfstaat kleiner. Das lässt bei Organisationen Sorgenfalten aufkommen.
In Deutschland wird der Golfstaat in den nächsten Jahren auch ohne WM eine Rolle spielen. Und das sollte Katar auch unabhängig von Bewerbungen für Großereignisse zeigen. Dazu war IOC-Chef Thomas Bach bei der WM zu Gast und schaute sich das Eröffnungsspiel live im Stadion an. Um die Asienspiele 2030 hat sich der Golfstaat bereits beworben, für die Olympischen Sommerspiele 2036 will er offenbar auch seinen Hut in den Ring werfen. Die WM soll nicht das letzte große Turnier Katars gewesen sein, um sich der Welt zu präsentieren. Es sind in erster Linie Betriebe aus dem [Ausland](/nachrichten/ausland/), auch aus Europa, die sich hinter verschlossenen Türen gegen die Reformen aussprechen. Der Politikwissenschaftler und Katar-Experte Nicolas Fromm von der Helmut-Schmidt-Universität WM-Chef Hassan al-Thawadi betonte zudem, die Reformen wären auch ohne den [Fußball](/sport/fussball/) gekommen und hätten nichts mit dem öffentlichen Druck zu tun. Doch jetzt, da das Turnier vorbei ist, stellt sich die Frage: Was bleibt vom positiven Image nach der WM? Der Golfstaat schaffte daraufhin unter anderem das "Kafala"-System ab, also Bürgschaften, die Arbeitgeber für ausländische Arbeiter geben müssen, und durch diese damit quasi zu ihren Leibeigenen werden. [Lionel Messi](/themen/lionel-messi/) den langersehnten Pokal endlich entgegennehmen konnte, zwängte der Emir von Katar den Fußballstar noch schnell in ein arabisches Gewand. Das ging so weit, dass Katar sogar auf Kritik einging und Arbeitsgesetze änderte, nachdem es im Vorfeld der WM einen Aufschrei wegen der unmenschlichen Arbeitsbedingungen gegeben hatte.
Warum eine WM in der arabischen Welt wichtig war. Was die deutsche Elf falsch machte. Und warum Katars Laborfußball gescheitert ist.
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Die Fußballweltmeisterschaft 2022 ist mit einem Finale zu Ende gegangen, das als das bestes WM-Endspiel aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen könnte ...
Diese WM in Katar war aber nicht nur ein spannendes und überraschendes Turnier, sondern auch ein erkenntnisreiches. Und nun, da diese WM mit einem nervenaufreibenden Finale zu Ende gegangen ist – diskutiert wird bereits, ob dieses Endspiel zwischen Argentinien und Frankreich vielleicht das beste der bisherigen WM-Historie sein könnte –, ist es an der Zeit für eine finale Bilanz dieser Wüsten-WM; für letzte Worte über ein Turnier, das die Gemüter erhitzt hat wie kein zweites in den vergangenen Jahrzehnten. Bis man irgendwann an einem Punkt angekommen ist, an dem man sich verwundert die Frage stellt: Wie konnte es so weit kommen?
Nie wurden die Fans so mit Werte-PR belästigt wie bei der WM in Katar. Zum Glück ließ Emiliano Martínez nach dem Finale dem inneren Bolzplatz-Proleten ...
Nie wurden die Fans so mit Werte-PR belästigt wie bei der WM in Katar. Und doch hat Martínez mit seiner spontanen Asi-Geste das durchgetaktete, korrupte PR-Ereignis in Katar nachhaltiger erschüttert als jede ebenso durchgetaktete PR-Aktion von DFB und Bundesregierung. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, provoziert und beleidigt Gegenspieler – und ihm sind die versteiften Gepflogenheiten des WM-Spektakels offenbar egal.