Was passiert, wenn eine unachtsame Minute über alles entscheidet? In Hans-Ullrich Krauses Schulddrama „Kalt“ verlieren Erzieherinnen bei...
Und überall wird getuschelt, auf dem Kita-Parkplatz („Die Frau muss weg“), in der Schule von Kathleens Sohn Luca (Johann Barnstorf), auf der Arbeit ihres Ehemanns Robert (Bozidar Kocevski). Als würde sich Kathleen, die auf dem Ausflug auch von ihren Kolleginnen Nina (Luise von Finckh) und Miriam (Svenja Hermuth) begleitet wurde, aber eben Gruppenleiterin war, nicht selbst die allerschwersten Vorwürfe machen. Und diese stummen Blicke von der einen zur anderen, von draußen nach drinnen und drinnen nach draußen (Kamera: Michael Kotschi) sind für die erschütternde Wirkung, die das mithilfe grobkörniger Flashbacks erzählte, unmittelbar nach dem Fund der Kinder einsteigende Melodram entfaltet, ganz elementar. Er hat einen typischen Mittwochsfilm geschrieben, einen dieser nachdenklichen Filme, die dem Öffentlich-Rechtlichen so gut stehen, und Stephan Lacant („Der Überfall“) hat ihn so intensiv inszeniert, dass man als empathiebegabter Zuschauer schon in der ersten Viertelstunde gegen aufsteigende Tränen ankämpfen muss. Viele Grundstücke haben Zäune, die den jungen Familien das Gefühl der Sicherheit geben, selbst die Bäumchen entlang der Straße werden mit weißer Farbe vor dem Sonnenlicht und Stützgerüsten vor Stürmen geschützt. An der Straße, in der „Kalt“ gefilmt wurde – eine erschütternde Tragödie über eine Kindergärtnerin, die alles richtig machen will und trotzdem zwei ihrer Schützlinge aus den Augen verliert –, entsprechen alle Häuser vom Briefkasten bis zum Dachziegel der rechtlichen Norm.