Bei den Lecks an den Nord Stream-Pipelines handelt es sich um Sabotage, ist man sich einig. Trotzdem gibt es viele Fragen - und einige Antworten.
Zu den Vorfällen sei es in internationalen Gewässern in den "Ausschließlichen Wirtschaftszonen" beider Staaten vor der Ostsee-Insel Bornholm gekommen. Weil das austretende Gas aber zunächst erheblich Blasen schlägt, ist eine genauere Analyse erst später möglich - Dänemarks Verteidigungsministerium geht von ein bis zwei Wochen aus, bis die Lecks in etwa 80 Metern Tiefe untersucht werden können. So werden Bewegungen von Fahrzeugen im Wasser verfolgt, indem die akustische Signatur aufgenommen und mit einer Datenbank abgeglichen wird. Sprengen unter Wasser ist kein Hexenwerk, vor allem, wenn es - wie in der Ostsee - nicht um große Tiefen geht. Hinweise auf eine [gezielte Zerstörung](/nachrichten/wirtschaft/umbach-gasleck-nord-stream-ostsee-100.html) werden dichter - ein [zeitgleiches Unglück](/nachrichten/politik/nordstream-russland-pipeline-gas-sabotage-ukraine-100.html) an mehreren Stellen erscheint unwahrscheinlich. [Ostsee-Gasröhren Nord Stream 1 und 2](/nachrichten/heute-sendungen/nordstream-leck-schaeden-russland-video-100.html) können ein neues, gefährliches Kapitel in der Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Westen aufschlagen.
Die drei Lecks an den beiden Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 sind nach Einschätzung der Europäischen Union das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung.
Nach Angaben einer Sprecherin sind Beamte aus den Revieren in der Region sowie der Bereitschaftspolizei im Einsatz. Der Druck in den Leitungen habe sich entsprechend der Wassertiefe auf einem niedrigen Niveau eingestellt. Die Deutsche Marine will sich derweil an der Suche nach den Ursachen der Schäden an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee beteiligen. Ein Regierungssprecher teilte dem Magazin mit, man nehme zu "Angelegenheiten, die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten der Nachrichtendienste betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung." Nord Stream 1 - ein anderes Unternehmen - wollte jedoch nicht bestätigen, wie viel Gas sich in den beiden beschädigten Leitungen befand. Zu den Vorfällen sei es in internationalen Gewässern in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens vor der Ostseeinsel Bornholm gekommen, sagte Frederiksen. Es gebe Erfahrungen und Anbieter für solche Arbeiten, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG am Mittwoch. Der dänische Verteidigungsminister Morten Bødskov sagte in Brüssel, da so viel Gas in den Leitungen sei, könne es eine oder zwei Wochen dauern, bis ausreichend Ruhe in dem Gebiet eingekehrt sei, um die Lecks in etwa 70 bis 90 Metern Tiefe untersuchen zu können. Die drei Lecks an den beiden Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 sind nach Einschätzung der Europäischen Union das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung. Zuvor hatten Dänemark und Schweden, in deren Einzugsbereich die Pipeline-Lecks liegen, die Vorfälle als Sabotage-Akte eingestuft: Die dänischen Behörden seien zu der eindeutigen Bewertung gekommen, dass es sich um absichtliche Taten handle und nicht um ein Unglück, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur werde "mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet werden". In Lubmin wurde der Schutz der Anlandestationen erhöht.
Schwedens Küstenwache hat nach eigenen Angaben ein viertes Gasleck an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee entdeckt.
Angesichts der Lecks in den Pipelines sprach sie von einem "Anschlag", der eine "Eskalation" und "eine Bedrohung" sei. "Wir alle wissen, dass Russland eine lange Geschichte der Verbreitung von Falschinformationen hat", sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Adrienne Watson. Zuvor hatte die Sprecherin des russischen Außenministeriums angedeutet, US-Präsident Joe Biden könnte eine Sabotage der Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 angeordnet haben. Moskau begründete den Schritt damit, dass mit der Beschädigung der Pipelines "Russland erheblicher wirtschaftlicher Schaden zugefügt" worden sei. Wenn sie nicht schnell repariert würden, werde sehr viel Salzwasser einlaufen und die Pipelines korrodieren, so der "Tagesspiegel". An den Nord-Stream-Gaspipelines zwischen Russland und Deutschland ist in der Ostsee ein viertes Leck entdeckt worden.
Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines: Die EU geht von Sabotage aus und droht mit Sanktionen, Moskau weist alle Schuld von sich: die Lage im News-Ticker.
+++ 22.15 Uhr: Die Lecks an den Ostsee-Pipelines Nord-Stream 1 und 2 von Russland nach Deutschland sind laut der dänischen Regierung auf „vorsätzliche Handlungen“ zurückzuführen. +++ 19.52 Uhr: Ein Nato-Vertreter sagte in Brüssel, das Militärbündnis „beobachtet die Situation in der Ostsee genau“. +++ 20.51 Uhr: Wirtschaftsminister Habeck hat sich zurückhaltend zur Ursache der Lecks an den Pipelines Nord-Stream 1 und 2 geäußert. +++ 07.30 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Unterwasser-Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines ebenfalls als „Sabotageakt“ bezeichnet. +++ 08.00 Uhr: Frank Umbach, Experte für Energiesicherheit an der Universität in Bonn, sieht eindeutige Beweise dafür, dass die Schäden an den Nord-Stream-Pipelines die Folge von Sabotage sind. Die Lecks befinden sich teils in der dänischen, teils in der schwedischen ausschließlichen Wirtschaftszone. +++ 14.45 Uhr: Der Kreml hat Vorwürfe einer angeblichen Verantwortung Russlands für die Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zurückgewiesen. Die Situation erfordere „einen Dialog und die operative Zusammenarbeit aller Seiten“, um die Ursache der Lecks so schnell wie möglich aufzuklären und den entstandenen Schaden zu schätzen. In der Ukraine gab es Vorwürfe, Russland habe die Pipelines gezielt sabotiert, um die Energiekrise in Europa zu verschärfen und Panik vor dem Winter auszulösen. +++ 10.25 Uhr: Sicherheitsexperte Johannes Peters hält es für „relativ unwahrscheinlich“, dass die Schäden an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 durch einen Unfall entstanden sein könnten. +++ 17.24 Uhr: Die Gaslecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 führen nach Einschätzung des Umweltbundesamts (UBA) zu schweren Klimaschäden. +++ 18.40 Uhr: Nach drei Lecks in den Nord-Stream-Pipelines ist bereits mehr als die Hälfte des Gases aus den betroffenen Leitungen entwichen, teilte die dänischen Energiebehörde mit.
Die Gaslecks in Nord Stream 1 und 2 beunruhigen auch die EU-Kommission. Denn wie sicher die kritische Infrastruktur ist, liegt aktuell im Dunkeln.
Ein UN-Sprecher äußerte sich unterdessen besorgt über die möglichen Auswirkungen der Pipeline-Lecks auf die Umwelt. "Die Vereinigten Staaten bleiben der Sicherheit in der Ostsee und ihrem langjährigen Verbündeten Dänemark verpflichtet", hieß es. Angesichts der Lecks in den Pipelines sprach sie von einem "Anschlag", der eine "Eskalation" und "eine Bedrohung" sei. Die Pipeline-Lecks befinden sich in internationalen Gewässern in den Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens in der Nähe von Bornholm. "Wir (die EU-Kommission) werden uns jetzt an alle Mitgliedstaaten wenden und wir werden einen Belastungstest durchführen in Bezug auf die kritische Infrastruktur", sagte die Schwedin am Mittwochabend im ZDF-"heute journal". In der Nacht zum Montag war zunächst in einer der beiden Röhren der nicht genutzten Pipeline Nord Stream 2 ein starker Druckabfall festgestellt worden.