Gabriel Boric wollte Versöhnung mit dem Volk der Mapuche – und erlebt nun einen Realitätsschock. Anschläge verunsichern die Chilenen. Die...
Das ab 2011 zu Recht demontierte post-Diktatur Modell basierte zu stark auf Kompromissen, in denen die zu starke Konzentration des Reichtums gerade eben nie ernsthaft in Frage gestellt wurde. Es ist für die chilenische Gesellschaft sehr schwierig geworden, Kompromisse zu finden. Um den Konflikt mit den Mapuche zu lösen, setzt die Regierung auf eine neue Verfassung. Über die stimmen die Chilenen in einem Monat ab. Die sinkende Popularität dürfte sich auch negativ auf die Abstimmung über die neue Verfassung auswirken. Dieses schmeichelhafte Bild, eines von natürlicher Weisheit erfüllten Schützers der Natur und Vertrauten der Naturgeister, übernehmen sie natürlich gerne. Nicht nur im Süden ist die Sicherheitslage ein Problem, sondern zusehends im ganzen Land. In Umfragen wird die Kriminalität als ein noch größeres Problem als die Inflation eingestuft. Und selbst bei einer Annahme wäre unklar, ob sie die radikalen Mapuche-Gruppen besänftigen würde. Sie fühlen sich von den 17 indigenen Vertretern im Verfassungskonvent nicht repräsentiert und stehen einem Dialog sehr kritisch gegenüber. Die Popularität der Regierung leidet darunter. Chiles neuer linker Präsident Gabriel Boric war im März unter anderem mit dem Versprechen angetreten, diesen Konflikt zu lösen und den Dialog mit den Mapuche zu suchen. Umstritten ist auch die Einführung von Sonderrechten für indigene Völker. Ob die neue Verfassung angenommen wird, ist ohnehin unklar. Schlagzeilen von Brandanschlägen gibt es in Chile fast täglich. Am Dienstag zündeten radikale Mapuche auf einer Farm eines Försters zwei Häuser, ein Lagerhaus und ein Fahrzeug an. Kritiker warnen vor einem zu weitreichenden „Vetorecht“.