Ranga Yogeshwar verteidigt im Streitgespräch mit t-online seine Position zum Ukraine-Krieg. Mehr noch: Er fordert die Bundesregierung auf, Andrij Melnyk ...
Wo ich Ihnen recht gebe: Wir erleben eine fast noch nie dagewesene einseitige Berichterstattung in Deutschland. Waffen, Waffen, Waffen, ständig die gleiche Forderung. Auch in öffentlich-rechtlichen Sendungen wird das Gebot der fairen und ausgewogenen Berichterstattung aufgegeben und da muss ich ganz ehrlich sagen, das kann nicht sein. Wir sind so überzeugt davon, dass wir demokratisch sind und ich frage: Was passiert, wenn in den USA wieder jemand wie Trump an die Macht kommt oder vielleicht noch schlimmer? Dann reden wir nicht von der Ukraine. Dann passiert bei uns etwas, was wir alle nicht wollen. Es dreht sich nicht alles um die Akteure Putin und Selenskyj. Wir haben die Nato, wir müssen Allianzen schmieden. Trägt Ihr Argument auch mit einem Blick in die Geschichtsbücher? Oder was lernen wir aus dem, was 2014 mit der Krim passiert ist? Warten wir, bis die Ukraine wieder bereit ist, die Russen zurückzudrängen? Das sind unklare Zielsetzungen und sie sind Teil des Problems. Denn dann müssen wir damit rechnen, dass dieser Krieg noch Monate, wenn nicht sogar Jahre weitergeht. Oder ist es tatsächlich die Position der Ukraine, dass Demokratien keine Diskussion führen dürfen und dass diese in Form von Verleumdungen abgewürgt werden? Über die Folgen sind wir uns einig: Der Krieg ist furchtbar, in allen Facetten. Und ich sage dazu drei Sachen. Das Erste ist, ich finde, dass es nicht sein kann, dass wir in einer Debatte im Grunde genommen einen Austausch von Argumenten ersetzen durch persönliche Diffamierung. Das Zweite ist, Herr Melnyk ist der offizielle Botschafter der Ukraine. Ich bin als Bürger der Bundesrepublik an einem Punkt, an dem ich sage: Liebe Regierung, liebes Auswärtiges Amt, bestellen Sie diesen Botschafter ein. Das betrifft nicht nur die Länder, die vom Hunger bedroht sind. Es werden Diskussionen in der Sache geführt, denn wir müssen verschiedene Optionen prüfen. Ich sage sehr klar und sehr ehrlich, was am Ende der wirklich ideale und beste Weg ist, wissen wir alle nicht, auch ich nicht. Insofern gibt es immer wieder Kontakt. Um es konkret zu machen: Ich stand letztens in der Supermarktschlange und vor mir war eine junge ukrainische Mutter mit ihrem Kind. Sie sprach englisch und da die Schlange sehr lang war, haben wir uns lange unterhalten.