Die Vermessung der Frau 60 plus: Dieser »Tatort« mit Heike Makatsch gibt vor, weibliche Sehnsüchte zu zeigen – macht die Figuren aber zwischen SM-Sex und ...
Irgendwann nervt die tautologische Aneinanderreihung von Zuschreibungen, mit der diese Frau als eitle, egoistische, sadistische Bitch ins Bild gesetzt wird. Werden hier tatsächlich die Gelüste einer älteren Frau dargestellt – oder handelt es sich bei diesem verschwitzten Nachbau eines SM-Pornos eher um eine männliche Projektion der Filmemacher? Eine sadistische Dame jenseits der 60, die ihren halb so alten Liebhaber als Hündchen durch die Wohnung peitscht. Sie sei eine schlechte Mutter, aber eine gute Kommissarin, sagt Berlinger in der aktuellen Episode. Eine scheue Dame jenseits der 60, die mit ihrem halb so alten Liebhaber vor dem Einschlafen Schiller liest. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) gerät schnell ein jüngerer Mann: Hannes Petzold (Klaus Steinbacher) trägt auffällige Knast-Tattoos, saß sechs Jahre für unterschiedliche Gewaltverbrechen ein und schlägt sich nun als Bestatter auf dem Hundefriedhof durch.
Heike Makatsch ist als Ellen Berlinger die geheimnisvollste „Tatort“-Kommissarin. Sie ermittelt jetzt zum vierten Mal. Bisher wusste aber so recht niemand, ...
Ellen Berlinger und Thomas Kirchner sind geradezu ideale Partner. So wie Berlinger ermittelt, so schreibt Kirchner Drehbücher. Ohne Rücksicht auf Chronologie, Geschichten voller Blitzen und Rückblicken. Mythische Geschichten, Krimis, in denen sich das Wirkliche, das Menschliche und das Magische kreuzen. Am Ende kommt natürlich ein komplett anderes Bild heraus, als Ellen Berlinger im Kopf hat. Die Sonntagabendkrimiverantwortlichen mochten das mal eine Weile ganz gern für irgendwelche Festtage und irgendwelche Prominente. Pflanzten Nora Tschirner und Christian Ulmen nach Weimar. Peter Kurth und Peter Schneider nach Halle. Heike Makatsch kam als Ellen Berlinger in Freiburg unter. Mit Mythos und Magie ist es im Gegensatz zum Spreewald in Mainz nun nicht so weit her. Mehr Ellen Berlingers brauchen wir auch nicht. Würde man alles linear hintereinander weg erzählen, würde das vermutlich einen ziemlich betulichen Vorabendfall ergeben. Heike Makatsch ist als Ellen Berlinger das fleischgewordene Intuitionsprinzip. Den haben sie ordentlich entwickelt im WDR. Der bekam eine konsequente Geschichte, ein psychologisches Gutachten, einen Leitfaden gewissermaßen als Basis für alles. „In seinen Augen“ heißt sein erster Makatsch-„Tatort“. Er kreuzt keine Legenden, sondern Lebensträume, Klischees und Vorurteile mit diversen Subplots. Weil da eine Figur war, die mit sich und dem Format und dem, was man ihr Geschichtenpotenzial nennen könnte, nicht im Einklang ist. Kirchner hat das Intuitionsprinzip, das Stroboskophafte der Ellen Berlinger in eine Erzählstruktur gespiegelt. Eigentlich war Ellen Berlinger sowieso nur für einen Fall vorgesehen.
Ob es Mord war, ist zunächst gar nicht klar. Doch als eine reiche Dame an einem Insulinschock stirbt, schießt sich Kommissarin Ellen Berlinger sofort auf ...
Dieser "Tatort" spricht zwei Wahrheiten an, die man im deutschen Fernsehen eher selten zu sehen bekommt: Dass Frauen auch jenseits der 60 sexuell aktiv sind. Ungeduldige Zuschauer könnten da die Übersicht und die Lust verlieren. Mit ihrem vorschnellen Urteil zerstört die Kommissarin jedoch viel Porzellan - auch im Privatleben des Verdächtigen.
Sex bleibt Sex«: Nach dem Tod einer exzentrischen Witwe beschäftigt sich Heike Makatsch als Kommissarin Berlinger mit Liebe und Lust jenseits der 60 ...
Das Spiel mit den Zeitebenen ist souverän inszeniert – allerdings bleiben die Frauenfiguren trotz raffinierter Schnitte und Sprünge eindimensional. Ins Visier gerät die Busenfreundin der Toten (Michaela May), die in ihrer stillen, sanften Art das genaue Gegenteil der anderen darstellt. Eines hatten die Damen allerdings gemein: den halb so alten Ex-Knacki Hannes (Klaus Steinbacher), der als williger Lustsklave der Witwe diente und als romantische Projektionsfläche für die andere.
Mit diesem «Tatort» wird die Schauspielerin ihren Fan-Kreis nicht erweitern können: Zu sagen, ihr neuer Fall sei übertrieben, wäre untertrieben.
Theoretisch klingt das Konzept der Makatsch-Kommissarin interessant: Die beliebte Schauspielerin («Love Actually», Knef-Film «Hilde») als schlecht gelaunte Ermittlerin. In Wirklichkeit ist das allerdings überaus nervig. Ja, diese Polizei. Heike Makatsch ist zum vierten Mal Ellen Berlinger, die zuerst in Freiburg ermittelte und dann nach Mainz wechselte. Am Ende rennt der Mann, den alle für den Täter hielten, einfach los. Deshalb ermittelt die Kommissarin von da an mit lädierter Augenbraue. Und eine Staatsanwältin, die sich dümmer benimmt als es die Polizei erlaubt. Es wirkt eher so, als wolle er alles abschütteln, was er erlebt hat.
Warum ist Heike Makatsch so selten als "Tatort"-Kommissarin zu sehen? Im Interview mit t-online verrät die Schauspielerin die Hintergründe.
Schließlich diskutieren Sie mit Ihrem Kollegen die Frage, ab welchem Alter "das sexuelle Verlangen aufhört". Zu welchem Schluss sind Sie bei dieser Frage persönlich gekommen? Dabei ist bei diesem "Tatort" nicht alles so, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Doch mit der Unterstützung von ihrem Kollegen Martin Rascher (Sebastian Blomberg) gelingt es dann doch, das Rätsel um eine verstorbene, sehr reiche Witwe zu lösen. Die Schauspielerin hat geliefert – und im Rahmen von "Fünf Fragen an Heike Makatsch" interessante Neuigkeiten verraten. Das hat nicht viel mit dem Alter zu tun. Heike Makatsch: Ich denke, meine Intuition ist stark und ich weiß intuitiv schnell, was unter Oberflächen los ist, was ich will, was für mich das Richtige wäre. Aber dann kommt häufig der Kopf dazwischen, der abwägt und hinterfragt.
In der dritten Szene, übertitelt mit «Zwei Wochen später», hetzen Rascher und Kollegin Berlinger (Heike Makatsch) den Ex-Häftling und Charlotte-Liebhaber ( ...
Ein kleiner Tipp für den Zuschauer: Man achte auf die Armbinde von Kommissar Rascher (Sebastian Blomberg). Einmal trägt er sie, einmal nicht. Kompliziert deshalb, weil Autor Thomas Kirchner und Regisseur Tim Trageser konsequent auf Rückblenden setzen. Reichtum, Sex, eine Villa und ein Erbe. Der «Tatort» verabschiedet sich elegant, leichtfüssig, aber auch etwas kompliziert in die Sommerpause. Elegant und leichtfüssig deshalb, weil der Fall um zwei Best-Ager-Freundinnen, die eine reich, die andere deren Erbin und mit einem 30 Jahre jüngeren Ex-Häftling liiert, mit Humor und flottem Tempo in Szene gesetzt wurde.