Vollmond

Der Mond setzt nicht nur Gezeiten in Bewegung, sondern auch Gemüter: Hat er oder hat er keinen Einfluss auf Mensch und Natur?

Die Teilnehmer wussten nicht, dass es bei der Studie um den Einfluss des Mondes ging, noch welche Mondphase regierte. Nach Ansicht des Soziologen Edgar Wunder ist es eher die "selbsterfüllende Prophezeiung", die für die Schlaflosigkeit bei Vollmond verantwortlich ist. Cajochen war im Juli 2013 in einer Studie im Schlaflabor dem möglichen Einfluss des Mondes auf den Schlaf nachgegangen. Vor allem, weil der Schlafforscher nicht ausschließen kann, dass der eine oder andere Proband vor dem Einschluss ins Labor nicht doch noch einen Blick auf den nahenden Vollmond geworfen hat. Sie stießen allerdings auf Hinweise, dass vor allem bei Neuanalysen älterer Daten positive Studien veröffentlicht werden, während solche mit negativem Ergebnis in der Schublade verschwinden. "Künftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, wie der Mond uns beeinflusst: Wirkt er durch unsere innere Uhr? Oder durch andere Signale, die das Timing des Schlafs beeinflussen? Aber warum trifft dieses Phänomen dann auch Großstadtmenschen, die durch das nächtliche Kunstlicht von der Helligkeit einer Vollmondnacht unbeeinflusst sein dürften? Casiraghi und sein Team ziehen zur Erklärung einen weiteren Faktor hinzu: den Schwerkraft-Einfluss des Mondes. Zu dieser Vermutung kommen die Forscher, weil bei den indigenen Einwohnern neben dem Einfluss des Vollmonds auf das Schlafverhalten auch bei Neumond ein zweiter, schwächerer Ausschlag festzustellen war. Der Mond setzt nicht nur Gezeiten in Bewegung, sondern auch Gemüter: Hat er oder hat er keinen Einfluss auf Mensch und Natur? Schläft man wirklich schlechter, wenn Vollmond ist? 2013 hatte er selbst eine viel beachtete Arbeit veröffentlicht, der zufolge die Schlafqualität vom Mondzyklus beeinflusst wird. Dabei gab es nur geringe Unterschiede zwischen den Stadtbewohnern und den ohne Kunstlicht lebenden indigenen Einwohnern. Dieser Effekt wiederholte sich regelmäßig – parallel zum Mondzyklus. Wir sehen einen klaren lunaren Einfluss auf den Schlaf, meint Horacio de la Iglesia, ein Kollege von Casiraghi. Dieser Effekt sei zwar in Gemeinschaften ohne Zugang zu elektrischem Strom robuster, aber auch bei den Studenten in Seattle sei dieser Zusammenhang nachweisbar. So haben unsere Vorfahren bei hellem Vollmondlicht zum Beispiel länger auf die Jagd gehen können. Leandro Casiraghi und sein Team von der Universität von Washington erfassten das Schlafverhalten von vier verschiedenen Teilnehmergruppen über zwei Mondzyklen hinweg.