14 Jahre nach seinem mit dem Deutschen Buchpreis gekrönten Bestseller "Der Turm" veröffentlicht Uwe Tellkamp seine lange angekündigte "Fortschreibung" - die ...
In jedem Fall hat der Pamphletist Tellkamp in diesem Roman, mit einer der dem Autor so lieben nautischen Metaphern sei’s gesagt, das Ruder fest in der Hand - zum Entsetzen des Lesers. "Oft blätterte ich mit zögernden Fingern um und zog mein Gesicht vom Blatt zurück, da ich die Vorstellung nicht loswerden konnte, dass hinter der Seite, die meine Finger ergriffen hatten, ein Springteufel hockte, der nur darauf lauerte, mir kreischend in die Augen zu hüpfen." Dieser Satz beschreibt recht genau die Lektüre-Erfahrung des Rezensenten. Aber was sind schon die "Lesebedürfnisse irgendwelcher Fööljetongpiefkes"! Gegenfrage: Was soll uns derlei "Literatengesülz"? Muss man Sascha Lobo, Jakob Augstein und Til Schweiger nun Bescheid geben, dass sie ohne ihr Zutun in einen äußerst üblen Kolportage-Roman geraten sind? Wir sehen ihn erbarmungslos scheitern unter dem grellen Licht der "Jupiterlampen der Öffentlichkeit", wie er sie in "Der Schlaf in den Uhren" nennt. Dem war die Publikation seines umstrittenen Romans "Der Eisvogel" (2005) vorausgegangen, in dem ein gewisser Wiggo Ritter auftrat, der einem im neuen Tellkamp nun wiederbegegnet. Soll man Maybrit Illner, Anne Will und Sandra Maischberger verständigen, dass sie darin selbdritt zur literarischen Figur Regula Manz, ihres Zeichens "Königin der Polittalkshows" vom "Fernsehberg", verschmolzen sind? Es geht in diesem Roman um vieles, unter anderem auch um einen berühmten Autor der Bundesrepublik, der die DDR als "kommode Diktatur" bezeichnet. So wie auch andere bekannte Tellkamp-Figuren hier wiederauftauchen: Eduard Eschschloraque zum Beispiel, oder Meno Rohde. Ja, im Namenerfinden macht dem Tellkamp keiner was vor: Brünhild Tobisch. Jurko Siegfried Filipetti-de Glurić. Ferenc Rainer de Manko-Bük. Karlfriede Sinner-Priest. Holger Rockenbeck-DeJeune. Iwailo Scholze. Namenskaskaden sind auch so ein Merkmal dieses nahezu unlesbaren Buchs. Und die Abteilungsleiterin beim "Amt für Migration und Fortschritt" heißt, haha, Hüdanur Halabzadeh. Ja, da lacht die AfD. Unser Uwe, so ein Schelm aber auch! Man weiß gar nicht, wo anfangen, so fassungslos steht man vor diesem Verhau von einem Roman. "Ladenblei", das Wort auf Seite 685, hat man sich angestrichen, in der Gewissheit, dass dieses Ding so schwer wie Blei in den Buchläden liegen wird. "Der Schlaf in den Uhren" von Uwe Tellkamp Denn die Lektüre ist, man muss hier gleich mit der Tür ins Haus, eine einzige Qual, eine Pein. Es bereitet einem ernsthaft Schmerzen, das lesen zu müssen. Uwe Tellkamp hat sich völlig verrannt. Uwe Tellkamps "Der Schlaf in den Uhren": Eine einzige Qual Angela Merkel hat die zweifelhafte Ehre, sich in Tellkamps Figur Anne Hoffmann karikiert zu sehen, und der 53-jährige Tellkamp ist sich wahrhaftig nicht zu schade, darin seinen eigenen Fall zu erwähnen, "bei dem er 95 Prozent der Flüchtlinge bezichtigte, zu uns nur der Sozialleistungen wegen zu kommen". Sein alter ego heißt wie schon im "Turm" Fabian Hoffmann, wobei er sich im neuen Roman ebenso in der zu polemischen Ausfällen neigenden Schriftstellerin Judith Schevola spiegelt, die irgendwann den Verlag wechseln muss – wie Tellkamp, als er einst wegen Unstimmigkeiten von Rowohlt zu Suhrkamp ging. Bei Uwe Tellkamp heißt dieser Großschriftsteller Oskar Brock, aber es ist klar, wer gemeint ist: Günter Grass, der diese Formulierung 1995 in "Ein weites Feld" prägte. Bekanntlich einer der schlechtesten Deutschland-Romane der jüngeren Vergangenheit. Missraten, weil Grass glaubte, seine Leser politisch belehren und damit über alle Maßen langweilen zu müssen. Exakt das ist auch das Problem Uwe Tellkamps. "Der Schlaf in den Uhren" ist eine Verschwörungserzählung über "die sogenannten Hauptstrommedien" und deren "vertikale Beeinflussung" durch die Regierung, den "Machtkomplex", kurz: "die politmediale Maschinerie, die Journalitik (statt Journalistik)". Eine im Geheimen agierende "Tausendundeinenachtabteilung", so liest man in diesem modernen Märchen, sorgt dafür, dass im Jahr 2015 streng kanzleramtskonform an der "Wahrheitskrümmung, -unterdrückung, -steuerung, -färbung" gearbeitet wird - mittels "lücken- und lügenhafter und blödsinniger Berichterstattung". In diesem Telegram-Stil sind weite Teile von Tellkamps Roman abgefasst.
Uwe Tellkamp kommentiert sich gern selbst. Im „Turm“ gab es die berüchtigte Bekenntnis seines Alter Ego Christian Hoffmann über die Schwelle für „die ...
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Die Fortsetzung von Uwe Tellkamps Dresden-Roman "Der Turm" erscheint am Montag. Unsere Literaturkritikerin hat die 900 Seiten schon gelesen.
- Alle News aus Ihrer Region, Sachsen und der Welt Der Dresdner Autor nannte es bei einer Lesung nicht Roman, sondern ein Projekt. Solche Vorhaben neigen zum Wachsen und Wuchern. Der Untertitel "Archipelagus I" spielt auf ein Langgedicht von Hölderlin an und bedeutet auch: Fortsetzung folgt. Dresden. Wer größere Zusammenhänge sichtbar machen will, braucht die Königsebene. Also steigt Uwe Tellkamp in seinem neuen Roman hinauf in die Zentralen der Macht, um zu zeigen, wie Adenauer, Kohl, Honecker, Merkel mit den Ihren regierten.
Der Dresdener Bestsellerautor Uwe Tellkamp ist zuletzt in Ungnade gefallen. Sein neuer Roman "Der Schlaf in den Uhren" handelt auch von der ...
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Leser und Kritik lagen Uwe Tellkamp zu Füßen, dann driftete er nach rechts ab. Jetzt erscheint nach 14 Jahren die Fortsetzung von »Der ...
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Knapp eine Million Exemplare hat Uwe Tellkamp vom 2008 erschienenen Bestseller „Der Turm“ verkauft. Nun erscheint sein Nachfolgeroman „Der Schlaf in den ...
Schwächere Vertreter des Abweichlertypus knicken ein oder resignieren, die Grundmine gräbt sich in den Schlick und wird von Seepflanzen überwachsen. Stärkere Vertreter halten die Stellung, warten auf Beute.“ Doch es geht nicht allein um Kunst, es geht in und mit „Der Schlaf in den Uhren“ um die Wirklichkeit, genauer: die Deutung der Wirklichkeit von Kräften, die bisher keine nennenswerte literarische Stimme hatten, wie AfD, NPD, Pegida, Legida, Thule-Seminar. Zugleich ist „Der Schlaf in den Uhren“ eine der unverständlichsten Chroniken, die je geschrieben wurden. In diesem kleinen, zwischen Dichtung und Wahrheit changierenden Essay wird auch über den Historiker Hans Dieter Schäfer gesprochen, dessen Buch „Das gespaltene Bewußtsein“ 1981 die Alltagswelt des Dritten Reichs untersucht und bisher verborgene Kontinuitäten entdeckt hat. “Der Uhrmacher wird von der Uhr geboren, von Uhrmachern erzogen. Es geht in diesem Absatz um Minen, die sich losgerissen haben und scharfgestellt als sogenannte Schläfer durch die See treideln. Der Schlaf bezieht sich ebenso mindestens auf die Zeit, bevor deutsche Bürger bei Pegida- und ähnlichen Demonstrationen auf die Straße gingen. Einige von denen, die 1989 auf die Straße gingen, um zuerst „Wir sind das Volk“ und dann „Wir sind ein Volk“ zu skandieren, sitzen nun mit ihren Schäfchen im Trocknen. Darunter auch Fabians damalige Freundin Anne. Obwohl sie zur Tausendundeinenachtabteilung gehören, haben sie Entscheidungsfreiheit, können weder Elisabeth noch der Colonel mit Anweisungen oder Befehlen arbeiten, das hätte kontraproduktiv gewirkt, wie Analysen zeigen, die Journalisten der ‚Wahrheit’ und der TRAZ stehen nicht in einem militärischen Dienstverhältnis und hätten Anweisungen von außen niemals akzeptiert, hätten sie wahrscheinlich sogar publik gemacht, das wäre für die Sicherheit ein Desaster gewesen, die Sicherheit muß, so gut es geht, unsichtbar bleiben.“ In dieser phantasierten Schaltstelle unserer politischen Ordnung ist Fabian Hoffmann als Lektor, Archivar und Texter in der „Tausendundeinenachtabteilung“ angestellt und vornehmlich mit einer gigantischen Chronik befasst, die anlässlich des 25. So wird geschildert, wie Hoffmanns Eltern ihre geplante Fluchtroute Anfang der 1980er mit Einrichtungsgegenständen und nur scheinbar unverdächtigen Wandbildern in der eigenen Wohnung nachgebaut haben – und wie der Gang durch diese dreidimensionale Karte in einem Lied festgehalten wird. Jahrhunderts konfrontiert; gebildet aus unzählbar vielen, ebenso verworrenen wie verwirrendenden Szenen – von den 1950er Jahren bis jetzt, mit besonderem Augenmerk auf die Nachkriegsgesellschaft und –literatur von BRD und DDR, der Wendezeit von 1989/90, der Flüchtlingssituation in Deutschland ab dem Sommer 2015 und der privaten Verwicklungen des hier erzählenden Fabian Hoffmann. Einerseits, so stellt er sich vor, sei er Lektor besagter Chronik,
Der Roman ist kompliziert gebaut, glänzt aber mit Abschnitten, die das Lesen lohnen. Wenn der Autor nur nicht das Werk mit politischen Thesen beschädigen ...
In dem Roman ist Anne, die man aus dem „Turm“ noch als Krankenschwester kennt, Bundeskanzlerin. Angesichts der Angriffe gegen die Flüchtlinge wird die sonst Zögerliche konkret, wendet sich gegen „diese Rassisten, diese Pöbler“. Tellkamp schildert eine dann losgetretene „Medien-Operation ‚Gold‘“, die eine Willkommenskultur propagiert. Klarnamen zeigen offenbar die Sympathie des Autors. Er widmet sich der DEFA mit Egon Günther und Herrmann Zschoche, erwähnt im Verlauf bildende Künstler und Schriftsteller, die in der DDR eigenständig blieben. „Der Schlaf in den Uhren“ hieß bereits der Text, mit dem der Schriftsteller 2004 mit 35 Jahren den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann und als Literaturhoffnung gefeiert wurde. In dem neuen Buch gibt es eine ausdrückliche Würdigung Uwe Johnsons, an der man ein bisschen sehen kann, wie Tellkamp arbeitet. Von Flüchtlingen ist sogar ziemlich früh in dem Roman „Der Schlaf in den Uhren“ die Rede. Er geht hier zurück in die Handlungszeit seines so erfolgreichen Romans „Der Turm“, der zwar mit den Uhren aufhört, die den 9. Der unruhige Eindruck der Skizzen entspricht der Verwirrung beim Lesen. Am Ende der Fernsehdokumentation gibt Uwe Tellkamp eine knappe inhaltliche Einführung in das Buch, die andeutet, wie es hätte sein können, wenn er es entsprechend strukturiert hätte. Einen anderen Einblick gibt er mit den drei Mänteln, die der Buchminister je nach Situation trug, da denkt man an die Wendung vom Mäntelchen im Wind. „Charakterzwitter“ schreibt Tellkamp über ihn. 2008 erschien sein Roman „Der Turm“. Dafür wurde ihm zuerst der Uwe-Johnson-Preis zuerkannt, dann der Deutsche Buchpreis. Der Autor wurde eine Art Star. Eindringlich erzählt sind die Zustände auf dem Gelände der Prager Botschaft selbst; Flüchtlingselend in Enge und Ungewissheit, mit Krankheiten und sanitärem Notstand. Erlebt werden sie von Alexandra Barsano, der Tochter des Dresdner SED-Chefs in Prag, und von Muriel, der Zwillingsschwester Fabian Hoffmanns, der im Roman zeitweise als Erzähler auftritt. Es ist ein bisschen wie früher, als Sex-Szenen in Filmen noch etwas Besonderes waren, und man im Kino von Beginn an auf das wartete, wovon die anderen erzählt hatten. Alexandra und Muriel sind auch fünfundzwanzig Jahre später noch da, auf der zweiten Ebene des Romans. Oktober rund um den Dresdner Hauptbahnhof, als die Züge mit den DDR-Flüchtlingen aus der Prager Botschaft durchfuhren.
Wer den "Turm" kennt, liest den neuen Roman des Dresdner Autors Tellkamp als Fortsetzung. Doch das 900 Seiten lange Buch, dessen Handlung 2015 beginnt, ...
Vielleicht trifft der folgende Satz, auch wenn er in Uwe Tellkamps Roman "Der Schlaf in den Uhren" gewiss ironiefrei gemeint ist, die Essenz dieses Buches: In "Der Schlaf in den Uhren" hat er nun Zeugnis abgelegt. Mai erscheint der neue Roman des Dresdner Schriftstellers Uwe Tellkamp im Suhrkamp Verlag: "Der Schlaf in den Uhren". Große Erwartungen sind damit verbunden: Ist er eine Fortsetzung des Bestsellers "Der Turm" von 2008? Langatmigkeit und eine mitunter arg verquast wirkende Sprache muss in diesem Verwirrspiel, an dem sich der Autor womöglich selber am meisten ergötzt, freilich in Kauf genommen werden. Als Ich-Erzähler wandert er dazu durch die unterirdischen Labyrinthe einer Kohleninsel, streift immer mal wieder die sogenannte Wendezeit, geht weit zurück in die deutsch-deutsche Geschichte, berührt konkrete Ereignisse aus der sächsischen Provinz ebenso wie historisch relevante Orte (das alte Bonner Regierungsviertel, die Szene vom Prenzlauer Berg, die Situation der Prager Botschaft im Sommer und Herbst '89). Darin eingestreut sind Momentaufnahmen der realen Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Aus sattsam bekannter Kritik am DDR-System leitet er sein Unbehagen mit heutigen Verhältnissen ab, stellt vermeintliche Verflechtungen von Medienindustrie und Politik her, blättert ein Kaleidoskop aus struktureller Unterwanderung auf.
Mit seinem Wenderoman „Der Turm“ hat Uwe Tellkamp ein Millionenpublikum erreicht. 14 Jahre später und eine rechtspopulistische Wende des Autors weiter folgt ...
- Danach jederzeit kündbar - Jederzeit kündbar Was bisher geschah, lässt sich relativ leicht erzählen. Doch was folgt, hat es in sich.
Nach jahrelangem Warten und unzähligen Gerüchten erscheint nun Uwe Tellkamps neuer Roman. In „Der Schlaf in den Uhren“ finden sich die...
Aber dieser Fabian stand am Beginn des ganzen Schreibprojekts, denn er war bereits Erzähler in jenem kurzen Text, mit dem Tellkamp 2004 den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb gewonnen hatte: „Der Schlaf in den Uhren“. So heißt ja nun auch der neue Roman, und das alte Prosastück ist mit hineingearbeitet worden, nach fast zweihundert Seiten, und just in diesem Moment nimmt nicht nur die Dresdner Straßenbahnlinie 11, in der diese Episode spielt, ihre Fahrt auf, sondern das Erzählen selbst, denn nach einem eher mühseligen Beginn ist Tellkamp da plötzlich wieder ganz bei sich. Schön dumm wäre er gewesen, denn es handelt sich bei dem Buch um die Fortschreibung des Romans „Der Turm“. Darum erwartete das Publikum es ja so neugierig. Würde es wieder so umfangreich sein wie „Der Turm“ mit seinen fast tausend Seiten? Warum „Fortschreibung“ (Tellkamps eigener Begriff) und nicht „Fortsetzung“? Das alles war allerdings vom Autor längst beantwortet worden, vor zehn Jahren in der F.A.Z.: Der Erzähler ist Fabian Hoffmann, eine Figur aus „Der Turm“, die dort als Cousin der Hauptperson nur drei, vier Mal erwähnt wird.
Vor 18 Jahren gewann ein damals noch kaum bekannter Autor namens Uwe Tellkamp mit der Erzählung "Der Schlaf in den Uhren" den Ingeborg-Bachmann-Preis.
Immer, wenn Familienromane mit Untergangsszenarien einhergehen, dann wird sofort der Zusammenhang zu den "Buddenbrooks" von Thomas Mann hergestellt, als gäbe es in diesem Land kein größeres Bedürfnis, endlich wieder einen neuen Thomas Mann zu bekommen. Dicks: Von Thomas Mann entdecke ich noch nicht mal den Schatten eines Schattens. Der Vergleich hat mir schon beim Turm nicht gefallen. Mit dieser Reizfigur auf der einen Seite und der großen literarischen Anerkennung, die Uwe Tellkamp in der Vergangenheit bekommen hat, hätte man in jedem Fall den neuen Tellkamp mit besonderer Aufmerksamkeit wahrgenommen. Ich glaube, an vielen Stellen wird Tellkamp jetzt sagen: "Es ist genau das, was ich euch in dem Roman auch beschrieben habe". Aber vielleicht ist es so ähnlich wie bei James Joyce mit "Finnegans Wake". Das haben auch kaum Menschen gelesen und es gehört doch in den Kanon der Weltliteratur. Also nicht so schnell urteilen. Es ist wirklich schwierig und jetzt auf Seite 580 ist es mir immer noch nicht leichter gefallen. Die Rezensionen sind mehr oder minder einstimmig in einem Urteil, dass das ein Abstieg ist und dass das kein so großer Erfolgsroman werden wird. Ich stimme dem in der Tendenz zu, nur die Einstimmigkeit, die irritiert mich. Da gibt es eine zeitliche Überlappung, ansonsten ist es aber zwischen den Jahren. 2015 ist eine Handlungsebene und die andere führt immer wieder zurück, sodass sich von 1989 die Zeit langsam, aber sicher bis ins Jahr 2015 annähert. 2015 ist kein Zufall, sondern das Jahr, in dem für Uwe Tellkamp biografisch etwas passiert ist, als er sich mit Pegida-nahen Äußerungen in der Öffentlichkeit einen anderen Ruf zugelegt hat. Es gibt Rückblenden, die in den Oktober 1989 zurückführen, also zu den Demonstrationen, die in Dresden auch eine große Rolle gespielt haben. Zehn Jahre hat Uwe Tellkamp sich nach seinem großen Erfolg mit dem Bestseller "Der Turm" Zeit gelassen und jahrelang hat man vermutet, dass der neue Roman eine Fortsetzung davon wird. Das kann man alles tun, aber ich glaube, das ist nicht der Punkt gewesen, der zu den Problemen geführt hat, sondern diese Paukenhaftigkeit, mit der er das getan hat.
Neunhundert Seiten, die kein Ende nehmen wollen: Uwe Tellkamps lange angekündigter Roman „Der Schlaf in den Uhren“ ist das redselige Dokument des ...
Die neue, die „trevische“ Gesellschaft, wie Tellkamp sie nennt, unterscheidet sich kaum von der alten; auch der neue Turm steht über den Labyrinthen eines düsteren unterirdischen Reiches. Mit der trügerischen Sehnsuchtswelt kehrt die alte Hölle nur wieder. Aber das Uhrwerk ist womöglich doch die richtige Metapher für eine Ordnung, die sich zwar fortbewegt, aber sich in Wahrheit doch nur im Kreise dreht. Eine der schönsten Passagen dieser lange erwarteten Fortsetzung von Uwe Tellkamps Erfolgsroman „ Der Turm“ ist die Begegnung mit der Welt des Dresdner Malers und Bildhauers Hermann Glöckner. Sie findet sich fast am Ende der 900 Seiten, die kein Ende nehmen wollen und auch den gutwilligsten Leser ertrinken lassen in einer Flut von Namen, Ortswechseln, Erinnerungsfetzen und apokryphen Zitaten, die sich nur selten zu einem Erzählstrom verbinden und über weite Strecken allenfalls eine vage Vorstellung davon hinterlassen, was der Autor damit denn will.
Endlich die Fortsetzung von „Der Turm“: Eine Chronik der Wendezeit, ein großes Buch der Erinnerung – ohne Nostalgie, Wehmut, Beschönigung.
Oder nur eine verschwörungstheoretische. Warum? Weil er sich für Zeitungen mehr interessiert als für Social Media, weil er die Schreibmaschine liebt, aber nicht den Computer. Jubiläum der Wiedervereinigung sammelt Fabian Material für eine Chronik über die Wendezeit. Und das ist das, was wir zu lesen bekommen. Doch hier spricht Fabian Hoffmann und nicht Uwe Tellkamp. Und dem gelingt es auch, seinen Chronisten wie nahezu alle seine Figuren hinreichend moralisch und charakterlich vieldeutig zu halten, was entschieden für die literarische Qualität des Romans spricht. Der große andere im Spiel ist Meno Rohde, den wir wie viele andere Personen aus dem „Turm“ kennen. Dass Personen und Personal Macht ausüben, lässt sich natürlich leichter erzählen als Markt und strukturelle Macht. Genau diesen Part hat Tellkamp in der rechten Zeitschrift „Tumult“ vorabdrucken lassen. Zentral ist Anne Hoffman. 2015 ist sie Kanzlerin vom vereinigten Treva und nicht nur über den Spitznamen „Mutti“ Angela Merkel nachempfunden. Im Jahr 2015 steckt sie in Problemen. Sie hat sich bei einem Treffen mit Flüchtlingskindern – ganz wie Angela Merkel – wenig empathisch gezeigt. Dabei steht die Frage nach der Macht im Zentrum. Sie ist das eigentliche Forschungsprogramm von Fabian Hofmann, der sich durch die Geschichte der bundesdeutschen Nachkriegszeit gräbt und fragt, vor allem seinen Mentor: Martin Delanotte – der stark an Thomas de Maiziere erinnert. Aber Material ist noch nicht Erzählung. Auf diese Unterscheidung achtet die 1001Nacht-Abteilung genau. Der Roman spielt – mit wenigen Ausnahmen – auf zwei Zeitebenen, 1989/1990 und 2015. Narrative inszeniert im Roman ein gewaltiger medial-politischer Komplex, eben die 1001Nacht-Abteilung. Und die ist es eine überraschende ironische Volte, die zuerst erkennt, dass nur die Wiedervereinigung ihren Geheimdienst retten kann – als Gesamt-trevischen. So wird der Operative Vorgang „Unio“ aufgelegt und aus: „wir sind das Volk“ wird „wir sind ein Volk“.