Putins Rede zum 9. Mai sei "bemerkenswert" gewesen, sagt die Russland-Expertin Claudia Major im Interview. Vor allem, weil er vieles nicht gesagt habe, ...
Major: Die Isolation haben wir schon in den letzten Wochen gesehen, aufgrund der Sanktionen und aufgrund der internationalen Sonderstellung, die Russland aufgrund der doch sehr starken Verurteilung hatte. Major: Diese Paraden und die Rede haben zwei Adressaten: einmal in die russische Gesellschaft, das heißt Zusammenhalt schaffen, auch noch mal zu sagen, wie heldenmütig die russischen Soldaten kämpfen würden und auch dort Unterstützung zu generieren und kritische Stimmen wegzudrücken. Die andere Botschaft ist nach außen an die Weltöffentlichkeit. Die Botschaft dahinter ist, dass Russland von seinen Zielen nicht abrückt. Es ist eine gewisse Ironie, dass wir teilweise erleichtert sind, dass keine Generalmobilmachung verkündet wurde, dass ein kein weiteres nukleares Säbelrasseln gibt. Also es ist der Versuch, dort einen gemeinsamen historischen Moment der Größe zu schaffen, die gemeinsame Erinnerung an den Sieg über den Hitler-Faschismus 1945. Das heißt: Nur weil das in dieser Rede nicht angekündigt worden ist, ist es nicht vom Tisch. Das kann auch später erfolgen. Major: Wir haben im ganzen Krieg schon gemerkt, dass es schwer vorherzusagen ist, wie es weitergehen wird. Und wir müssen uns auch klarmachen, dass sich die Situation in der Ukraine ja nicht verbessert hat.