Gerhard Polt feierte seinen 80. Geburtstag da, wo er hingehört: auf der Bühne der Münchner Kammerspiele, mit den Well-Brüdern. Ein herrlicher Abend!
Aber mit dieser so simpel wie genial trockenen Nummer über das einfallsloseste Geschenk seit es Geburtstagsfeiern gibt, hebt Polt ab auf jede Amigo-Affäre dieser Republik. Der Ort Miesbach ist so austauschbar wie das, was in den Körben liegt – ob die Pralinen von Dallmayr oder Leysieffer kommen: Wo Geld und Macht sind, da gibt’s immer die, die noch ein bisserl mehr davon haben wollen. Es ist ein Gruß von „Ihrem Sparkassenteam“. Sparkasse Miesbach. „Das hätt’ ich nicht gedacht, dass der Bromme immer noch so großzügig ist!“ Die meisten hier wissen natürlich, dass er Georg Bromme, den ehemaligen Vorstandschef der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, meint. Unnachahmlich, wenn Polt ins Tirolerische wechselt. Wie er’s rausbringt, genau das ist der Clou. Am Anfang ist ein „Ja“. Eher: ein „Jo“, so klingt das auf Schwedisch. Und mit einer schwedischen Ansprache beginnt das ewige (Geburtstags-)Kind Gerhard Polt den Abend. Wer kein Schwedisch spricht – und das dürfte ziemlich jeder im ausverkauften Theater sein –, versteht nur „Kammerspiele“ und „Well“, „Katolsk“ und „Protestant“, und doch kringeln sich hier alle. Geburtstag. In Zellophan verpackt, die obligatorische Flasche Wein blitzt durch die Folie. Und: „Was ist das für a Mayonnaise?“ Kichern im Publikum. „Interessiert’s?“ Klar interessiert’s. Der Geehrte neigt sein Gesicht wenige Zentimeter vor die Glückwunschkarte, liest vor, die Augen über den Brillenrand auf das Papier gerichtet. Polt könnte Arabisch oder Chinesisch sprechen – die Typen, die er mit Intonation, Mimik und Gestik heraufbeschwört, die hat man auch ohne Übersetzer gleich vor Augen. Die politischen Redenschwinger und Selbstdarsteller, die Großkopferten und kleinen Revoluzzer; all jene, die sich hinter ihren Funktionen verstecken und deren Charakter doch immer durchmenschelt.