Noch in dieser Woche könnten die EU-Mitgliedsstaaten ein Ölembargo gegen Russland beschließen. Hätte das sprunghaft steigende Öl- und Spritpreise zur Folge?
Entsprechend wird bei einem Erdölimport die Produktion von Benzin und Diesel in Ostdeutschland niedriger ausfallen und der Bedarf muss über Einkäufe im übrigen Deutschland sowie im Ausland erfolgen, sagt Volkswirt de la Rubia. Das werde sich in höheren Preisen niederschlagen. Der mögliche Schock nach einem Ölembargo gegen Russland dürfte sich somit hierzulande vorerst in Grenzen halten. Auch der Iran, der von den USA immer noch sanktioniert wird, wird den Wegfall russischen Öls nicht kompensieren können. Die Verhandlungen zum Atomabkommen mit dem Iran kommen nicht voran. Sollte die Regierung in Moskau Vergeltungsmaßnahmen für Sanktionen beschließen und zum Beispiel die Ölexporte nach Europa schon vor Jahresende kappen, könnte sich Öl deutlich stärker verteuern. Die rigorose Corona-Politik Chinas könnte andererseits die dortige Rohöl- und Benzinnachfrage abwürgen, fürchten Experten. Das spricht gegen weiter steigende Ölpreise. Denn China ist als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auch eines der größten Ölverbrauchsländer. Die Lockdowns in der Volksrepublik schüren zudem die Rezessionsängste. Denn nicht nur dort kühlt sich die Konjunktur ab. Ein schneller Umstieg der Raffinerie auf andere Erdölsorten ist unwahrscheinlich. Der ADAC prophezeit höhere Benzinpreise - aber nicht dauerhaft in ganz Deutschland, sondern regional in Teilen Ostdeutschlands. Die USA waren der erste große westliche Industriestaat, der einen Importstopp von russischem Öl beschloss. Zu einem großen Teil eingepreist zu sein scheine ein Szenario, in dem die EU bis zum Jahresende seine Ölimporte aus Russland auf nahezu null reduziert habe, bestätigt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburger Commercial Bank, im Gespräch mit tagesschau.de. Nach Einschätzung von Manuel Frondel, Energieexperte vom Forschungsinstitut RWI, dürfte der Benzinpreis noch mal einen Sprung nach oben machen. Zudem, so de Rubia gegenüber tagesschau.de, gelinge es den USA offensichtlich, mit der Freigabe von einer Million Barrel Öl pro Tag aus der strategischen Reserve Druck aus dem Kessel zu nehmen und den Ölmarkt etwas zu entlasten. Allerdings wollen Ungarn und die Slowakei vorerst nicht auf russisches Öl verzichten.