Michaela May spricht über die Selbstmorde ihrer drei Geschwister und ihre eigenen Ängste. Die Schauspielerin feiert ihren 70. Geburtstag. Michael May: Ja.
Daraufhin habe ich aufgegeben und mich entschieden, zu meinem früheren Job als Kindergärtnerin zurückzukehren, wenn ich ohne die Operation nicht leben könnte. Aber ich habe es mir auch zum Ziel gesetzt, meinen Nachnamen zu ändern. Infolgedessen betrete ich an meinem Geburtstag neue Wege. Schauen Sie sich die Düfte, den Wein und das Wasser an! Weil ich mich nicht wie so viele andere auf ein paar Kurzgeschichten über das Leben einer Schauspielerin beschränken wollte. Für mich war das Motto „die Vergangenheit hinter sich lassen und sich auf die Gegenwart konzentrieren“. Nach 40 Jahren habe ich es endlich aufgeschlagen, trotz des Wunsches meiner Mutter, das Thema auf Eis zu legen. Wie habe ich ein so hohes Maß an Glück und Lebensfreude aufrechterhalten? Ich bin mir nicht sicher, Mai. Ich habe keine Reue für irgendetwas, was meine Eltern falsch gemacht haben. Ich wollte aber nicht als Sensationsmensch rüberkommen. Deshalb habe ich mit meiner Kollegin Adele Neuhauser über die Idee einer Biographie gesprochen. Ich habe auch einen wunderbaren Freundeskreis, mit dem ich eine tiefe Zuneigung teile. Ich habe kein Geld. Also zum Glück gibt es nichts, was ich vermissen würde. Das sollte ganz am Anfang stehen, nicht am Ende! Ich bin im selben Boot wie du.
Michaela May spricht über den Umgang mit den Suiziden ihrer drei Geschwister und ihre eigenen Ängste. Die Schauspielerin wird 70 Jahre alt.
Daraufhin habe ich es gelassen und dachte mir: Wenn es nicht ohne die OP geht, dann mache ich halt doch wieder Kindergärtnerin. Ich habe das zu dieser Zeit relativ unreflektiert hingenommen. Ich betrete also Neuland an meinem Geburtstag. Die Gerüche, der Wein, das Wasser – schau mer mal! May: Nein, aber alle Dietl-Texte, auch die aus Kir Royal, die kann ich immer noch. Du bist du kein Model. Du bist wie du bist!“ Ich habe mich dann auch informiert, wie so ein Eingriff funktioniert hätte. Da wäre geschnitten worden und die Nasenflügel auftrennt und hochgeklappt worden. Ich hatte so einen Hunger nach Leben, dass ich mir sagte, ich muss alles ausnützen und machen, was ich vorhabe, weil mich das Schicksal vielleicht auf eine andere Weise treffen könnte. Aber ich legte Wert darauf, auch meinen Vornamen zu ändern. Aber ich war damals noch so jung, dass ich von all dem noch keine Ahnung gehabt. Ich habe nachgeforscht, warum das alles passiert ist. May: Nachdem ich selber nie an mich Hand anlegen würde, dachte ich, vielleicht trifft es mich von außen, durch Naturgewalten beispielsweise. Die habe ich tatsächlich nach 40 Jahren geöffnet, auch weil meine Mutter wollte, dass das Thema ruht. Jetzt habe ich die ganze Kindheit Revue passieren lassen.
Die Schauspielerin Michaela May wird 70. In ihrer Autobiografie erzählt sie anlässlich dieses Ereignisses über eine eher unbekannte Seite ihres ...
Und dann dachte ich mir, ich muss mit meiner Vergangenheit aufräumen, damit abschließen und mich befreien. Und vielleicht gehe ich mit meinen engsten Freunden noch einen trinken. Das freut und berührt mich und ich denke, dann hat es Sinn, dass ich das geschrieben habe. Zu hinterfragen, was ich erlebt habe und was mich ausmacht - auch in meiner Außenwirkung. Dann habe ich zunächst mit Elmar Wepper das Projekt "Retla" als Schirmherrin unterstützt, das sich an einsame Senioren richtet. May: Für mich ist es eine Erleichterung, weil ich doch auch ein anderer Mensch bin als der, den man bisher kannte, und weil man mich vielleicht auch mit anderen Augen sieht. Man muss das suchen, was geht, und darf sich nicht darüber ärgern, was man nicht mehr kann. Man trägt es in sich, aber es tut nicht mehr so weh, weil man erfüllt wird mit vielen Dingen, die diesen Schmerz überdecken. Wenn ich zum Beispiel nach Geschwistern gefragt wurde, habe ich immer gesagt: "Ja, ich habe Geschwister" und nicht "Ich hatte Geschwister". Ich habe aber auch gesagt, dass ich über meine Familie einfach nicht sprechen möchte. Für mich war es gut, in der Lebensphase, in der ich jetzt stehe, in der mich nichts mehr umhaut, mit mir ins Reine kommen. May: Das war für mich kein Aushalten. Dadurch, dass ich es gemacht habe wie meine Eltern, also nicht darüber zu sprechen, nicht die Geburtstage und Todestage zu zelebrieren und alte Wunden aufzureißen, ist es in einen Schleier der Vergangenheit gerückt. Anfangs war es noch schmerzhaft, wenn ich im November ans Grab ging. Ich dachte auch, dass es vielleicht Menschen hilft, die auch einen Rucksack mit sich herumschleppen. Da hielt ich das für einen guten Anlass. Vielleicht kann ich mit meiner Geschichte auch erzählen, dass man trotz dieser schwierigen Familiengeschichte ein glückliches Leben leben kann. Weil ich mich umso mehr auf das Positive gestürzt habe.