Wer unsere Demokratien vor dem russischen Präsidenten schützen will, darf nicht ohnmächtig wirken - vor allem nicht militärisch, meint Kai Küstner.
Beruhigend ist das alles weder für Deutschland noch für die osteuropäischen NATO-Partner - allenfalls für Russlands Präsident Putin. Der 24. So müsste die seit Jahren am Rande ihrer Möglichkeiten auf den Weltmeeren aktive Marine die zwei aktuell zur Verstärkung für die NATO angebotenen Schiffe aus laufenden Einsätzen im Mittelmeer abziehen. Und schließlich ist da noch die mangelnde "Kaltstartfähigkeit" der Bundeswehr. Der Umstand, dass es auch mal ein halbes Jahr dauern kann, bis man ein Bataillon - 300 bis 1000 Mann - mit voller Montur in ein Krisengebiet verlegt bekommt. Da kommt es äußerst ungelegen, dass der von Putin in Europa entfesselte Krieg die Bundeswehr auf dem falschen Fuß erwischt: "Blank" stünde man da, so formulierte es der Chef des deutschen Heeres, Alfons Mais. Und in der Tat: Bis 2014 wurde die deutsche Truppe so kleingespart, dass der russische Generalstab sie selbst durch das Fernglas nur noch als Winzling wahrgenommen haben dürfte. Es ist ein heftiger Zusammenprall mit der Realität, den die deutsche Politik da gerade erlebt: Auch in der traditionell russlandfreundlichen SPD schwant jetzt vielen, dass sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht als das wahrgenommen haben, was er ist: Ein machthungriger, skrupelloser Imperialist - der nichts mehr fürchtet, als funktionierende Demokratien in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Und dem mittlerweile alles zuzutrauen ist, weil in seiner Welt nicht die Stärke des Rechts, sondern nur das Recht des Stärkeren zählt.