Das geschlossene Auftreten des Westens hat dem Kreml vorerst die Möglichkeit genommen, die Ukraine anzugreifen, sagt der Russland-Experte von Fritsch.
Das weiß auch die russische Führung. Und die attraktivere Alternative dazu, mit einem übermächtigen China alleine gelassen zu sein, ist der Westen Europas Wir sind nicht mehr in der Normalität der Zeit davor, sondern wir haben davon auszugehen, dass die russische Führung jederzeit bereit ist, die Situation eskalieren zu lassen, und das muss nicht nur mit militärischen Mitteln sein. Der russischen Führung gelingt nicht das, was der chinesischen Führung gelungen ist: die eigene Volkswirtschaft erfolgreich so zu transformieren, dass sie eine Zukunft hat. Aber es ist Aufgabe von Diplomatie, die Zuversicht nicht aufzugeben, dass uns auch in Zeiten schwierigster Herausforderungen Lösungen gelingen können. Ein gedeihliches Miteinander zwischen dem Westen und dem Osten Europas, zu dem Russland gehört, würde Russland auch davor bewahren, mit China alleine gelassen zu werden. Von Fritsch: Die Herausforderung der nächsten Zeit wird sein, über wichtige Sicherheitsfragen wie gegenseitige Transparenz oder Rüstungskontrolle zu sprechen und im Normandie-Format wirkliche Fortschritte im Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine zu erreichen. Von Fritsch: Das ist in der Tat der dritte Punkt. Wenn Russland wirklich militärisch vorgehen sollte, kann es nicht jene Ziele erreichen, die es im größeren Zusammenhang verfolgt. Jahrhundert zu einem Politikkonzept, wo die Großen beieinander sitzen und miteinander verabreden, wo die Kleinen zu sitzen haben - über deren Köpfe hinweg, in Missachtung ihrer souveränen Rechte. Eine Ordnung der Pufferzonen, Einflusssphären und anderem mehr. Von Fritsch: Eine der großen Schwierigkeiten besteht darin, dass wir es mit fundamental unterschiedlichen Vorstellungen einer europäischen Friedensordnung zu tun haben. Es geht Russland auch darum, dass die USA ihren Nuklearschirm von Westeuropa zurückziehen. Diese Fragen liegen aus Sicht Russlands weiter auf dem Tisch. Das hat Putin deutlich gesagt. Erstens: Die Kosten eines Krieges wären aufgrund der zu erwartenden Folgen westlicher Sanktionen enorm und würden mittelfristig die ungeheuren Einnahmen gefährden, die nötig sind, um die eigene Macht zu stabilisieren und sich ständig die Zustimmung der Bevölkerung zu erkaufen. Von Fritsch: Die russische Führung muss gleich mehrere Punkte bedenken.